Dies ist Investment Lektion 3, Teil 1 – ETF für Anfänger: Hier erfährst du mehr über bereits diversifizierte Investmentfonds, Indexfonds und ETF Portfolios.
ETF – Was ist das?
Ein ETF (Exchange Traded Fund) ist ein passiver Investmentfonds, welcher den Index eines bestimmten Marktes nachbildet. Ein solcher Markt kann z.B. der deutsche Aktienindex, DAX 30 sein, welcher die 30 größten börsennotierten Unternehmen Deutschlands widerspiegelt. Das hat den wesentlichen Vorteil, dass du mit einem Finanzprodukt ein breit diversifiziertes Portfolio erwerben kannst. In Lektion 2 – ,,Portfolio Diversifizierung haben wir außerdem gelernt, dass genau dieses Marktportfolio angestrebt wird, um die beste Risiko-Rendite-Balance zu bilden. ETFs gehören zu der Gruppe der Indexfonds, mit dem feinen Unterschied, dass ETFs an der Börse gehandelt werden und somit eine höhere Liquidität, Transparenz und Zugänglichkeit ermöglichen.
ETF oder Aktien?
Bei einem Investment in eine oder wenige einzelne Aktien gehst du aufgrund mangelnder Diversifikation ein unnötiges Risiko ein. Wenn bereits eines deiner investierten Unternehmen unerwartet schlecht läuft, wird sich das maßgeblich auf deine Rendite auswirken. Darüber hinaus hast du als Kleinanleger ein Skalierungsproblem. Für jeden Kauf oder Verkauf zahlst du unabhängig vom Transaktionsvolumen eine Ordergebühr, welche sich negativ auf deinen Gewinn auswirkt. Nehmen wir an du kaufst eine Aktie für 100 € und zahlst 5 € Ordergebühren, dann hast du bereits am ersten Tag einen Verlust von 5 % erwirtschaftet. Ein größerer Investor – nehmen wir an er kauft 1.000 Aktien für jeweils 100 € – zahlt entsprechend ebenfalls 5 € Gebühren, was für ihn jedoch nur ein mickriger Renditeabschlag von 0,005 % wären. Zuletzt hast du als Kleinanleger das Problem, das du dir vielleicht bestimmte Aktien nicht leisten kannst und ein Kauf von Bruchteilen nicht möglich ist. Beispielsweise kostet aktuell eine Amazon Aktie über 2.000 €.
Diese Problematik wirst du bei einer Investition in Investmentfonds bzw. ETFs nicht haben. Einfach erklärt, gibt es für ETFs ein Finanzinstitut, welches das Geld der Anleger in einem Topf sammelt und dann im größeren Umfang Wertpapiere, z.B. Aktien kauft. So zahlen alle Investoren nur einmal die Ordergebühr und teilen sie untereinander auf. Bei größeren Fonds mit Millionen Anlegern ist die Gebühr für jeden einzelnen Anleger praktisch null.
Aktive vs. Passive Fonds im Vergleich
Bei einem Investment in Fonds hast du im Allgemeinen die Auswahl zwischen passiv- und aktiv-gemanagten Investmentfonds. Aktive Investmentfonds werden von einem Fondsmanager verwaltet, welcher nach eigenem Ermessen Wertpapiere kauft und verkauft, um die Rendite für die Anleger zu erhöhen bzw. das Risiko zu mindern. In der Theorie klingt es vernünftig einen Experten zu haben, der durch sein Knowhow nur bestimmte Aktien handelt, um die Performance des Fonds zu erhöhen. Für diesen Aufwand wird der Fondsmanager mit einer entsprechenden Gebühr (rd. 3 % p.a. des Fondsvermögens) vergütet. In der Praxis stellte sich jedoch heraus, dass langfristig nur weniger als 18 % solcher aktiven Fonds nach Abzug der Gebühren besser abschneiden als der Benchmark, also vergleichbare passive Indexfonds. Die höheren Gebühren werden nicht annähernd durch eine höhere Rendite kompensiert. Aktive Investmentfonds haben bei Finanzexperten dementsprechend einen schlechten Ruf. Dieser Misserfolg lässt sich durch die moderne Portfoliotheorie erklären. Sie besagt, dass man den Markt nur schlagen kann, wenn man ein unverhältnismäßig höheres Risiko eingeht. Merke dir dazu die Börsenweisheit:
„Hin und Her macht Taschen leer.“ – Andre Kostolany
Nach meiner eigenen Erfahrung werden solche aktiven Fonds hauptsächlich von Finanzberatern und Banken an unerfahrene Kunden vertrieben, welche sich dafür eine hohe Provision einstreichen lassen. Passive Investmentfonds wie ETFs hingegen, bringen den meisten Beratern kaum bis gar keine Provision ein, sind aber für die meisten Anleger die bessere Option. Diese basieren auf fundierten wissenschaftlichen Untersuchungen und stellen ein modernes, einfaches Finanzinstrument für den privaten Anleger dar, um vom allgemeinen Marktwachstum des Aktienmarktes zu profitieren. Durch den passiven Ansatz ist der Verwaltungsaufwand sehr niedrig, da kein teurer Fondsmanager benötigt wird. Die dadurch resultierenden niedrigen Kosten für den Anleger werden möglich, indem Wertpapiere automatisiert nach einem festgelegten Algorithmus gehandelt werden. Kaufst du beispielsweise ein DAX 30 ETF wird sich dieser von seiner Struktur nur verändern, wenn beispielsweise ein Unternehmen nicht mehr zu den dreißig größten Unternehmen Deutschlands zählt. Im Rahmen des ETFs werden die Aktien dieses schwächeren Unternehmens dann verkauft und durch den Kauf der Aktien des Aufsteigers ersetzt. Dies geschieht automatisch durch den ETF Anbieter und muss nicht von dir als Investor selbst umgesetzt werden.
ETF Risiko
Das ETF Risiko unterscheidet sich nicht wesentlich von einem Aktienportfolio. Wenn du ETFs bei deinem Broker erwirbst, bedeutet das, die Bank kauft die entsprechenden Aktien des Fonds und bewahrt diese als Sondervermögen auf, welches getrennt vom Firmenvermögen zu betrachten ist. Rechtlich bist du damit abgesichert, dass die Bank dein Depotvermögen verzocken könnte. Selbst wenn dein Broker oder die Bank insolvent geht, hat niemand Zugriff auf dein Sondervermögen. In diesem Sinne sind ETFs also sicher.
Hinsichtlich wirtschaftlicher Bedingungen ist es nicht einfach ein Risiko zu definieren. Im finanz-wirtschaftlichen Sinne ist das Risiko die Preisvolatilität der Anlage – also wie hoch ist die durchschnittliche Abweichung zur durchschnittlichen Rendite. Bist du jederzeit auf dein Geld angewiesen, sollte die Volatilität sehr gering. Wenn du langfristig, also über 10 Jahre oder länger investierst, kann eine höhere Volatilität auch positiv sein. Denn damit erzielst du auch höhere Renditen. Je länger es dir erlaubt ist zu investieren, desto flexibler bist du, falls der Markt aktuell eine Rezession oder einen Crash (Finanzkrise, Corona-Krise) erlebt. Du würdest einfach einige Monate / Jahre länger abwarten, bis der Markt sich wieder erholt hat. In dieser Hinsicht schätze ich das Risiko für sehr breitgestreute ETFs auf ein relativ niedriges Niveau. Im Vergleich zu einer Staatsanleihe oder einem Tagesgeldkonto ist das Risiko natürlich höher.
ETF Kosten
Die niedrigen ETF Kosten sind eins der größten Vorteile dieses Finanzinstruments. In der Praxis liegt jährliche Verwaltungsgebühr (TER = Total Expense Ratio) zwischen 0 % und 1 % deines Depotvermögens.
Der bekannteste ETF Index, der MSCI World, hat eine von jährlich 0,2 %. Nehmen wir an, dein Depotvermögen hat aktuell ein Wert von 10.000 €. Damit fallen jährlich ETF Kosten von 20 € an. Für Privatanleger ist dies der bestmögliche Preis, um in ein ausreichend diversifiziertes Portfolio zu investieren. Verglichen mit einem aktiven Investmentfonds zahlst du für letzteren eine Gebühr von ca. 2-3 % pro Jahr, sodass ein wesentlicher Teil deiner Rendite flöten geht. Ähnliches ist der Fall beim Kauf einzelner Aktien, denn bei den meisten Brokern zahlst du pro Trade über 5 € Ordergebühren.
Je nach Broker können auch weitere Gebühren auftreten. So beispielsweise eine Depotverwaltungsgebühr bei deiner Bank oder weitere Ordergebühren beim Kauf/Verkauf von ETFs. Es gibt jedoch auch sehr gute Anbieter mit praktisch null Gebühren, wenn du beispielsweise ETFs auf monatlicher Basis in Form eines Sparplans kaufst. Hier findest du eine Übersicht der besten Depot Anbieter 2020
ETF Rendite
Offensichtlich hängt die ETF Rendite vom Index, also den verschiedenen Aktien und Anleihen ab, die das Marktportfolio beinhaltet. In den meisten Fällen reden wir sowieso von Aktien ETFs und du sollst natürlich erfahren, welche ETF Rendite du für die Zukunft erwarten kannst. Dazu schauen wir uns den bekanntesten ETF an, den MSCI World an. Dieser entspricht einem Welt-Portfolio mit über 1.600 Aktien in 23 Ländern. Nach gängiger Praxis schaut man sich die Vergangenheit an und rechnet die Rendite auf eine jährliche Basis runter. So erzielte der MSCI World ETF in den letzten 40 Jahren eine durchschnittliche Rendite von 8,2 %. Schaut man sich außerdem die Trendlinie an (siehe grün gestrichelte Linie) an, so deutet diese auf leicht exponentiellem Wachstum in der Zukunft hin.
Ich muss jedoch auch darauf hindeuten, dass es keine Garantie gibt, wie sich der jeweilige Marktindex entwickelt, denn wir schauen hier nur auf Vergangenheitsdaten und versuchen dadurch die Zukunft zu prognostizieren. Ein gewisses Restrisiko bleibt deshalb immer, egal in was du investierst.
ETF Erfahrungen
Die Beliebtheit von ETF-Sparplänen ist in den letzten 5 Jahren enorm angestiegen, während die weniger attraktiven aktiv gemanagten Investmentfonds an Interesse verlieren. Damit zeigt sich, dass die meisten nicht mehr blind dem Finanzberater glauben, sondern sich online selbst über Finanzprodukte informieren (Blogs, Youtube, Podcasts machen es möglich). Damit einhergehend ist auch die positive Erfahrung mit ETFs, die die meisten Anleger machen. Ehrlich gesagt fällt mir auch kein wirklicher Nachteil für dieses Finanzinstrument ein – natürlich unter der Bedingung, dass du langfristig investierst und nicht bei jeder kleinsten Kursbewegung ein Herzinfarkt bekommst. Ich kann es aus meiner Studienzeit im Master der Finanzwirtschaft nur bestätigen: ETFs basieren auf einer wissenschaftlich fundierten Grundlage, die sich seit der möglichen Messung von Aktienwerten, also über 100 Jahren, bewährt hat. Mögliche Nachteile, die ETFs betreffen sind oft an den Haaren herbeigezogen (meistens Finanzberater auf Provisionsbasis) oder betreffen den generellen Nachteil des Finanzmarktes (also dem generellen Risiko von Aktieninvestments), nicht aber ETFs im Speziellen.
ETFs sind folglich ein geeignetes Produkt für den Investitionsanfänger, aber auch für den fortgeschrittenen Anleger, der sich nicht jeden Tag mit seinen Finanzen beschäftigen möchte. Sie sind sehr preisgünstig und performen langfristig besser als andere Finanzprodukte.
Höchstens bei sehr hohen Investitionen – wir reden hier über einige Millionen Euro, kann die eigene Zusammensetzung eines Aktienportfolios, die bessere Option sein. Grund dafür ist, dass für ETFs eine jährliche Verwaltungsgebühr anfällt (TER), während für einzelne Aktien nur eine einmalige Ordergebühr meist unabhängig vom Kaufvolumen anfällt.
Wo ETFs kaufen? Die besten ETF Anbieter
Um ETFs zu kaufen, benötigst du ein Depot Konto bei einer Bank. In meinem Artikel >>Aktien Depot Vergleich 2020<< findest eine Übersicht passender Anbieter.
Vorab: Aufgrund der niedrigen Gebühren und der Benutzerfreundlichkeit eignet sich für die meisten Investoren der Depot Anbieter Trade Republic
Welche ETF kaufen?
In Teil 2 dieses Artikels erfährst, welche ETFs sich für einen Kauf lohnen.
Klicke hier für Teil 2.