Das Coronavirus hat wesentlichen Einfluss auf unseren Alltag genommen: Staatliche Grenzen schließen, Veranstaltungen werden abgesagt, Hamsterkäufe in den Supermärkten, Ausgangssperren. Auch wirtschaftlich befinden wir uns in einer Rezession, die sich durch die Börse widerspiegelt. Zwischen Februar / März 2020 ist der DAX30 um 37 % gefallen.
Wie immer werden die meisten Anleger Ihrer Angst und dem Herdentrieb unterliegen, alles verkaufen und auf bessere Zeiten hoffen. Wer jedoch smart investiert, den Aktienmarkt versteht und keine Angst vor kalkulierten Risiken hat, der hatte bereits vor der Krise Cash Reserven aufgebaut, um genau für diesen Moment gerüstet zu sein.
Lassen wir nun alle Sorgen, um die medizinischen und gesellschaftlichen Auswirkungen beiseite und konzentrieren wir uns wieder auf rationales Denken. Schauen wir uns an, warum Corona eine einmalige Chance ist, sein Vermögen zu vervielfachen. Hierzu beziehe ich mich auf die Börsenexperten Nassim Taleb und Andre Kostolany, welche durch das Ausnutzen von Wirtschaftszyklen ihre Bekanntheit erlangten.
Der Börsencrash 2020
Im Frühjahr 2020 erleben wir tatsächlich einen sogenannten Black Swan, ein sehr selten vorkommendes, nicht vorhersehbares Event mit enormen Auswirkungen. Dies spiegelt sich auf dem Aktienmarkt nieder: Noch nie wurde in seiner Historie, ein derartig hoher Kurseinbruch an der Börse in so kurzer Zeit verzeichnet. Allein am Schwarzen Donnerstag, 12.03.2020, fiel der DAX (30 größten börsennotierten Unternehmen Deutschlands) um 12,24 %. Insbesondere die Ölindustrie, Flugzeug-, Hotel- und Event-Branchen leiden unter Preisrückgängen über 50 %.
Heißt das nun, dass sich die einzelnen Industrien oder sogar die Gesamtwirtschaft langfristig verändern wird? Ist dieser Crash in seiner Höhe berechtigt? Klares: NEIN!
Coronavirus: Auswirkungen auf den Aktienmarkt
Die Corona Epidemie wird kurzfristig bis mittelfristig Veränderungen in unserem Alltag herbeiführen. Da wir nur eingeschränkt arbeiten und konsumieren können, führt uns das Virus in eine wirtschaftliche Rezession. Insbesondere kleinere, hoch verschuldete Unternehmen, die nicht auf solche Risiken vorbereitet sind, werden vom Markt verschwinden.
Dennoch bezweifle ich, dass die Krankheit einen systematischen Wandel in der Wirtschaft oder Gesellschaft hervorruft. Es wird sich nichts grundlegend verändern. Folglich ist Corona langfristig gesehen nur ein Nebengeräusch, worauf die Masse kurzfristig übertrieben reagiert, aber sich mittelfristig wieder beruhigen wird.
Eine übertriebene Reaktion durch das Corona Virus (siehe: Overreaction Bias) sieht man insbesondere an der Börse: Neben den zuvor genannten schwächeren, fragilen Unternehmen, die tatsächlich durch die Krise gefährdet sind, wurden auch lang existierende, sogenannte anti-fragile Unternehmen deutlich abgestraft. Diese Unternehmen sind wirtschaftlich gesund, haben keine zu hohe Verschuldung und wissen wie man mit Krisen umgeht, weil sie selber schon diverse Notlagen überlebt hatten. Die Corona Krise hat auch diese stabilen Unternehmen preislich so abgestraft, dass sie wirtschaftlich bis zu 5 Jahre zurückgestuft werden. Das ist so als würde der gesamte technische und finanzielle Fortschritt in den Jahren 2016 bis 2019 verpuffen.
Für den smarten Anleger ist das die Chance, bei günstigen Kursen einzusteigen, um von Renditen über 100 % zu profitieren, sobald sich die Gesellschaft wieder entspannt hat.
Coronavirus: Antizyklisch Investieren!
Die Weltwirtschaft hat bisher jede Krise überstanden und ist gestärkt hervorgegangen. Bleibt man als einzelner Investor ruhig und rational, kann man von dieser Lage sogar profitieren. Schauen wir uns dazu den langfristigen Kursverlauf des weltweiten Aktienmarktes in Form des MSCI World Index an:
Auf dem Diagramm ist der historische Kursverlauf des Aktienmarktes (blaue Linie) mit all seinen Schwankungen zu erkennen. Insbesondere die Krisenzeiten um 2000 (Internetblase) und 2007 / 2008 (Finanzkrise) verursachten mittelfristige Dämpfer in der Preisentwicklung.
Langfristig kann hier jedoch ein Trend entdeckt werden (siehe grün gestrichelte Linie), welcher nicht nur lineares, sondern teils exponentielles Wachstum prognostiziert. Wir gehen folglich davon aus, dass sich der Markt nach jeder Notlage wieder erholt. Am meisten würden wir davon profitieren, wenn wir während der Corona-Krise antizyklisch investieren. D.h. wir steigen in den Aktienmarkt ein, wenn sich der Höhepunkt der Krise ereignet. In diesem Zeitraum werden niedrige Börsenpreise angeboten, wo man also die besten „Schnäppchen“ am Markt erzielen kann. Im obigen Diagramm sind das beispielsweise die Jahre 2003 und 2009; vermutlich zum heutigen Zeitpunkt das erste Halbjahr 2020.
Wir können jedoch nicht die Zukunft voraussagen, wann die Kurse am Tiefpunkt sein werden, sodass wir nur danach streben sollten, diesen Tiefpunkt „ungefähr“ zu erwischen. Außerdem müssen wir stets langfristig denken und damit rechnen, dass eine Erholung der Kurse auch mal einige Jahre dauern kann.
Das Ei des Kostolany
Andre Kostolany, ein mittlerweile verstorbener Börsenguru, erreichte Bekanntheit durch sein antizyklisches Investitionsmodell. Statt der Herde zu folgen, welche nur bei steigenden Aktienkursen, den Mut hat zu investieren, tat er das Gegenteil: Er investierte während einer wirtschaftlichen Rezession in günstige Aktien und profitierte von den später wieder steigenden Kursen.
Das Ei des Kostolany entspricht einem Wirtschaftszyklus mit steigenden und wieder fallenden Preisen. Wir müssen lediglich den richtigen Zeitpunkt zum Investieren, also dem unteren Drittel des Eies, ungefähr identifizieren können. Die Kurse können natürlich immer noch weiter fallen, jedoch kann das niemand voraussagen. Man sollte möglichst nicht sein gesamtes Pulver auf einmal abfeuern, um dann herauszufinden, dass man sich doch noch in der Abwarte-Phase befindet. Stattdessen macht man sich den Cost-Average-Effekt zu nutze und investiert sein verfügbares Budget in Tranchen.
Mein persönliches Beispiel an der Shell Aktie:
Shell, 1907 gegründet, gehört zu größten Öl- und Erdgas Unternehmen. Durch seine lange Existenz hat Shell ausreichend Erfahrung und Absicherungen, um die Krisen des zyklischen Ölgeschäfts zu meistern. Dies zeigt sich an einer seit 1945 immer steigenden Dividende des Unternehmens. Zum heutigen Kurs, 18.03.2020, ist die Aktie auf rd. 10 € gefallen, was einer Dividendenrendite von über 15 % entspricht. Aufgrund der hohen Dividende und der Tatsache, dass Shell noch 2019 einen Wert von 29 € je Aktie hatte, sehe ich hier auch das potentielle Kursziel von 29 €, das mittelfristig erreicht werden könnte. Aber selbst wenn der Kurs auf dem niedrigen Niveau der Corona-Krise bleiben sollte, hätte man innerhalb von ca. 5 Jahren sein Investment allein durch die Dividendenzahlungen zurück.
Wie bin ich also bisher vorgegangen:
Shell stand schon eine Weile auf meiner Watch List, war mir bisher aber noch zu teuer. Als der Kurs dann am 9. März auf ca. 15 € fiel, sah ich die Chance eines lukrativen Investments. Ich investierte meine 1. Tranche – sagen wir es waren 1.000 €. Nur einige Tage später am Black Thursday fiel der Kurs weiter auf ca. 13 € und die 2. Tranche (1.000 €) wurde investiert. Wieder eine Woche später fiel der Kurs auf ca. 10 € und ich investierte meine 3. Tranche. Auch wenn Shell noch weiter sinkt, würde ich weitere Tranchen investieren, solange ich noch frei verfügbares Budget für den Aktienhandel habe. Hier sei natürlich Vorsicht geboten, dass nicht in ein insolventes Unternehmen wie Wirecard investiert wird.
Insgesamt konnte ich in diesem Beispiel 67 (1. Tranche) + 77 (2. Tranche) + 100 (3. Tranche) = 244 Shell Aktien zum durchschnittlichen Preis von 12,67 € ergattern. Nach Erholung der wirtschaftlichen Rezession würde der Kurs voraussichtlich wieder einen Wert von 29 € erreichen, entspricht einem Gewinn von 129 %. Mein Vermögen würde sich von 3.000 € auf 6.870 € vermehren, zzgl. Dividendenzahlungen.
Wichtig zu beachten bei dieser Strategie: Investiere nicht nur in eine einzelne Aktie, damit du das Risiko streuen kannst, falls es z.B. dem einen Unternehmen doch schlechter gehen wird, als erahnt. Am besten eignet sich breit diversifizierter ETF wie MSCI World, DAX oder S&P500.
Coronavirus: Wo kann ich günstig Aktien handeln?
Durch die vielen Interessenten, die jetzt entweder panisch Aktien verkaufen wollen oder diese zum ersten mal kaufen, sind einige Wertpapier-Händler kurzzeitig durch den hohen Traffic ausgefallen. Ich selber nutze das Depot von Onvista, Comdirect und Trade Republic; und kann Letzteren am ehesten empfehlen. Trade Republic bietet eine rein App basierte Lösung für das Smartphone, welche im Vergleich zu traditionellen Anbietern, den günstigsten und benutzerfreundlichsten Service bereitstellt. Ein Depot Konto kann in wenigen Minuten über Video Identifikation eröffnet werden. Es fallen keine laufenden Management- oder versteckte Gebühren an. Für einen Trade – also Kauf oder Verkauf einer Aktie fallen nur 1 € an. Im Vergleich zahlt man bei anderen Broker in der Regel über 5 € pro Trade.
Eine Übersicht weiterer Anbieter sowie eine Anleitung zur Depoteröffnung findest du im Beitrag >> Aktien Depot Vergleich 2020 <<
Coronavirus: Welche Aktien jetzt günstig kaufen
Zum Schluss gebe ich hier meine Liste bereits getätigter Investments während der Corona Krise frei, welche nach Höhe des Risikos sortiert sind:
- IShares Core MSCI World ETF; WKN: A0RPWH (Stark diversifizierter ETF, das „Welt Portfolio“)
- IShares Core S&P500 ETF; WKN: A0YEDG (ETF mit den 500 größten börsennotierten Unternehmen der USA)
- IShares Core DAX ETF; WKN: 593393 (ETF mit den 30 größten börsennotierten Unternehmen Deutschlands)
- IShares MDAX ETF; WKN: 593392 (ETF mit den nachfolgenden 50 größten börsennotierten Unternehmen Deutschlands, historisch höhere Wachstumsraten als beim normalen DAX ETF)
- Berkshire Hathaway Aktie; WKN: A0YJQ2 (Investment Unternehmen von Warren Buffet, durch die Krise bisher um 25 % gefallen)
- McDonalds Aktie; WKN: 856958 (solide aufgestelltes und lange existierendes Unternehmen, durch die Krise bisher um 38 % gefallen)
- Walt Disney Aktie; WKN: 855686 (solide aufgestelltes und lange existierendes Unternehmen, könnte in Zukunft Netflix den Rang abnehmen, durch die Krise bisher um 38 % gefallen)
- Airbus Aktie; WKN: 938914 (solide aufgestelltes und lange existierendes Unternehmen, größter europäischer Flugzeughersteller, quasi Monopolstellung mit Boeing, durch die Corona-Krise stark gefallen um 60 %)
- Shell Aktie; WKN: A0D94M (siehe oben)
- Sixt Aktie; WKN: 723133 (Empfehlung aus dem Podcast Aktien mit Kopf, Zukunftsbranche Shared Mobility, durch Corona um 60 % gefallen)
Update 01.02.2021:
Die von mir erworbenen / empfohlenen Aktien sind alle deutlich im Plus. Am besten entwickelten sich die Sixt Aktie (ca. 90 % gewachsen) und die Walt Disney Aktie (ca. 80 % gewachsen). Auch die oben genannten ETFs haben sich mittlerweile erholt und liegen sogar über dem Wert, den sie noch kurz vor Ausbruch der Corona Krise hatten.